Rien ne va plus

Roulette
Wenn nichts mehr geht, muss das Rad stoppen

Drei Kinder, Mann, Hund und ein großes Haus. Für Anne war das lange ihre persönliche Definition von Glück. Doch während ihr Mann, der als Vertriebsleiter arbeitet, abends nach Hause kommt und Feierabend hat, steht sie selbst permanent auf stand-by. Abschalten? Fehlanzeige. 

Auf einmal funktionierte nichts mehr

Anne erinnert sich noch genau an den Tag, an dem ihr mit aller Deutlichkeit bewusst wurde, dass irgendetwas sehr falsch lief: Es war ein Samstag im Sommer, sie hatte gerade den Wochenendeinkauf erledigt. Als sie das Auto vor dem Haus parkte und alles ausladen wollte, ging plötzlich nichts mehr. Sie setzte sich in die Einfahrt und blieb dort sitzen. Eine Stunde, zwei  so ganz genau weiß sie es nicht mehr. Aber das Gefühl kann sie noch genau abrufen: Eine absolute Ohnmacht, die totale Unfähigkeit, irgendetwas zu tun außer zu atmen. Die Vorstellung, nun die Einkäufe ins Haus tragen zu müssen, kam ihr in etwa so realistisch vor wie den Mount Everest zu besteigen. Irgendwann rappelte sie sich auf und ging ins Haus. Sie verstand nicht, was da los war. "So viel habe ich nun wirklich nicht zu tun", dachte sie, und das sie sich besser zusammenreißen sollte, bevor Mann und Kinder nach Hause kämen. Eine klassische Reaktion: Gerade beim Thema Burnout neigen viele von uns dazu, die Zeichen nicht ernst zu nehmen oder kleinzureden. "Anderen geht es viel schlechter" oder "Stell' dich nicht so an!" sind gebräuchliche und beliebte Selbstbeschimpfungen. Die aber nichts bringen, was auch Anne feststellen musste. Sie begann ein Coaching, um die Mechanismen, die bei ihr im Gange waren zu verstehen und zu verändern.

Burnout hat mehr als eine Ursache

Wenn wir den Begriff Burnout hören, denken wir meist an gestresste Manager*innen mit 80-Stunden-Wochen und enormer Verantwortung. Sicherlich ist permanente Überarbeitung ein Auslöser für einen Burnout, aber bei Weitem nicht der einzige. Die Wahrheit ist wie so oft komplexer. Denn viele andere Faktoren können Stress und emotionale Anspannung verursachen. Andererseits führen permanent lange Arbeitszeiten in einem positiven und wertschätzenden Arbeitsumfeld zwar zu einer körperlichen Erschöpfung und sollten daher möglichst begrenzt werden. Eine emotionale Erschöpfung und damit die beste Voraussetzung für einen Burnout tritt jedoch erst auf, wenn mehrere Faktoren zusammenkommen:

Fremdbestimmtheit

 Je weniger Einfluss auf Prozesse und Abläufe in Job, Privatleben, Wohnsituation und sozialen Kontakten wir haben, desto machtloser fühlen wir uns. Selbst wenn diese gefühlte Machtlosigkeit von niemandem ausgenutzt wird, so steht doch hinter allem was passiert die Gewissheit, dass wir nicht viel mitzureden haben. Dieses subtile Gefühl der Passivität ist manchmal schwer zu erkennen. Anne hat im Rückblick erkannt, dass sie ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse unbewusst immer ganz nach hinten gestellt und jahrelang die Prioritäten ihrer Familie abgearbeitet hat.

Fehlende Wertschätzung

Egal wie souverän wir uns fühlen oder erscheinen, Anerkennung ist wichtig. Das Lob der Chefin, das Danke von Freunden, das "Toll gemacht!" vom Partner. Leider gibt es aber häufig keine Wertschätzung von außen. Da müssen wir dann selbst ran: Wir alle kennen wahrscheinlich einige innere Stimmen, die uns begleiten. Warum nicht diejenigen stärken, die uns sagen, dass wir gut so sind, wie wir sind? Und wenn wir eine positive Stimme noch nicht kennen, warum nicht aktiv danach suchen und sie trainieren? Anne brauchte etwas Zeit, um diese positive innere Stimme zu hören, und noch etwas mehr Zeit, um ihr auch zu glauben. Das machte sie unabhängiger von der Meinung anderer und selbstsicherer im Umgang mit ihnen.

Fehlende Sozialkontakte

Wir sind Herdentiere. Und es gilt auch für die (scheinbar) einsamen Wölfe unter uns: ohne soziale Kontakte werden wir krank. Im Umkehrschluss gilt: Die Herde heilt. Anne war überrascht, als sie ihre Kontakte einmal näher unter die Lupe nahm: Die allermeisten waren gar nicht ihre eigenen Kontakte, sondern die Eltern der Freunde ihrer Kinder oder Kollegen ihres Mannes. Ihre eigenen Freunde waren in alle Winde verstreut, und der Kontakt eher sporadisch. Sie begann, sich wieder mehr um ihre eigenen Freunde zu kümmern und diese Beziehungen aktiv zu gestalten.

Unfairness

Schon kleine Kinder haben ein feines Gespür für mangelnde Gerechtigkeit und müssen lernen, dieses zu artikulieren. Und auch Erwachsene empfinden ein starkes Störgefühl, wenn sie den Eindruck haben, ungerecht behandelt zu werden. Laut der Equity-Theorie gibt es zwei Möglichkeiten, damit umzugehen: entweder die aktive Beseitigung der empfundenen Ungerechtigkeit oder die Änderung der eigenen Einstellung. Das führt dann zu Burnout-fördernden Aussagen wie "Ich verdiene halt auch nichts Besseres!". Aber selbst wenn die Beseitigung von Ungerechtigkeiten nicht immer möglich ist, so können wir immer noch fair zu uns selbst sein. Jeder macht Fehler, alle kochen mit Wasser, und Meister*innen fallen nicht vom Himmel. Anne hat als allererste Übung aufgehört, auf die Frage nach ihrer Arbeit "Nur Hausfrau" zu erwidern. Sie schätzt ihre Leistung der Care-Arbeit und Haushaltsorganisation mittlerweile als das ein, was es ist: echte Arbeit.

Wertkonflikte

Wir alle haben Werte verinnerlicht, nach denen wir handeln. Diese muss man im Alltag manchmal zurückstellen, und das ruft Stress hervor. Wenn das nicht zu oft der Fall ist, können wir uns meist selbst ganz gut wieder ins Gleichgewicht bringen  einiges kann man sich immer schönreden. Aber wer täglich gegen seine tiefsten Überzeugungen handelt, nimmt eine Abkürzung zum Burnout. Denn wer gemäß seiner eigenen Werte lebt und seine Stärken dafür einsetzen kann, erzeugt Sinn in seinem Leben. Und ein mit Sinn erfülltes Leben ist die beste Burnout-Prophylaxe die es gibt. Dann hält man auch die Überarbeitung  zumindest eine Zeit lang - ganz gut aus.

Überarbeitung

Überarbeitung ist die klassische Ursache für Burnout  und gleichzeitig diejenige, die am leichtesten zu erkennen ist. Kein Mensch kann acht oder mehr Stunden pro Tag konzentriert arbeiten. Tun wir dies trotzdem, steigt die Fehlerquote signifikant an, und wir müssen noch mehr arbeiten  um die Fehler zu beheben. Leben wir so über längere Zeit, zeigen sich auch körperliche Auswirkungen: Der Sympathikus ist aktiv, das bedeutet erhöhter Blutdruck, flache Atmung, permanente Kampf- oder Fluchtbereitschaft. Das schadet den Gefäßen und dem Herz, eine Regeneration durch Schlaf ist plötzlich nicht mehr möglich und nach spätestens 2 Jahren ist man schon rein physisch am Limit. Anne hat sich von ihrer Vorstellung eines perfekten Haushalts verabschiedet und gönnt sich zwischendurch kurze Pausen. Außerdem hat sie einige Aufgaben an ihre Familie delegiert.

 

Falls Sie sich in einem oder mehreren Punkten wiedererkannt haben: Lassen Sie es nicht bis zur absoluten Erschöpfung kommen! Suchen Sie sich rechtzeitig Hilfe. Entweder im privaten Kreis, oder melden Sie sich bei Powerhouse Coaching!

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