Job weg – und jetzt?

Traurige Frau am Fenster
Plötzlich arbeitslos

"Ich denke es ist an der Zeit, getrennte Wege zu gehen." Ohne Einleitung, ohne Erklärung. Dienstagnachmittag, 16:03 Uhr, und Andrea war arbeitslos. Was nun?

Entlassen, einfach so

Wenn um 15:40 Uhr eine Einladung für einen Termin um 16:00 Uhr kommt, an dem die eigene Chefin und ein Mitarbeiter der Personalabteilung teilnehmen, ist das normalerweise kein gutes Zeichen. Andrea hatte allerdings an diesem Dienstag so viel zu tun, dass ihr das gar nicht weiter auffiel. Was ihr aber auffiel, als sie den Besprechungsraum betrat: Niemand schaute sie direkt an. Kurz und knapp und ohne weitere Einleitung erklärte ihre Chefin, dass sie sich eine Zusammenarbeit mit ihr nicht weiter vorstellen könnte. Dies begründen oder erklären wollte sie nicht. Der Kollege aus der Personalabteilung saß nur stumm daneben und schob ihr auf Aufforderung der Chefin einen vorbereiteten Aufhebungsvertrag über den Tisch. Hier erwachte Andreas Selbsterhaltungstrieb  obwohl sie vollkommen durcheinander war und nicht wusste, was gerade mit ihr passierte, war sie sich ganz sicher, dass es keine gute Idee war, in diesem Zustand etwas zu unterschreiben.

Arbeitslosigkeit kann jeden treffen

Jobverlust und Arbeitslosigkeit können jeden treffen. Das ist keine Schande und auch kein persönliches Versagen, auch wenn es sich im ersten Moment vielleicht so anfühlt. Denn neben unserem normalen Arbeitsvertrag gehen wir mit unserer Arbeitgeberin auch einen sogenannten "psychologischen Arbeitsvertrag" ein: eine implizite Vereinbarung, die uns beispielsweise dazu bringt, auch im Krankheitsfall zu arbeiten und nicht auf die Vergütung unserer Überstunden zu bestehen. Im Gegenzug erwarten wir diese Loyalität auch vom Unternehmen: in Form eines sicheren Arbeitsplatzes oder Verständnis für private Notsituationen. Der psychologische Arbeitsvertrag ist nirgendwo festgeschrieben, und wenn Unternehmen Entscheidungen treffen, dann nicht auf Basis psychologischer Konstrukte. Das heißt: Gebunden an einen solchen psychologischen Vertrag fühlen sich im Zweifelsfall nur Arbeitnehmende. 

Was ist gerecht?

Genau wie Andrea. Jahrelang hatte sie Überstunden angesammelt und wieder verfallen lassen, war sogar während ihres Urlaubs ins Büro gekommen, wenn die Situation brenzlig war. Krankheiten hatte sie nicht auskuriert, weil diese in den Augen ihrer Chefin ein Zeichen fehlender Willensstärke waren. Nun hat ihre Arbeitgeberin durch die Entlassung diesen psychologischen Vertrag verletzt. Wenn so etwas passiert, empfinden Menschen eine extreme Ungerechtigkeit. Darauf reagieren wir je nach individueller Persönlichkeit unterschiedlich: Manche versuchen, die Gerechtigkeit tatsächlich wiederherzustellen. Entweder verklagen sie das Unternehmen in der Hoffnung, die Stelle wieder zu erhalten oder wenigstens eine ordentliche Abfindung zu bekommen. Andere versuchen, die Gerechtigkeit psychologisch wiederherzustellen. Das bedeutet, sie suchen nach Erklärungen, die die Entlassung nicht als Vertragsverletzung erscheinen lassen. So auch Andrea: Nach dem anfänglichen Schock begann sie, sich und ihre Leistungen der letzten Jahre zu hinterfragen. Irgendetwas musste sie doch falsch gemacht haben, oder? Diese Gedanken verfolgten sie permanent, am schlimmsten allerdings war es morgens zwischen drei und vier Uhr. Unnötig zu erwähnen, dass die erste Bewältigungsstrategie für das eigene Selbstwertgefühl deutlich gesünder ist.

Der Notfallplan

Jeder kann in eine solche Situation kommen, denn oft liegen die Gründe für eine Entlassung weit außerhalb unseres eigenen Einflussbereiches. Was aber können wir tun, wenn es uns tatsächlich passiert?

Abstand gewinnen

Nach der Eröffnung ihrer Chefin wollte Andrea niemanden mehr sehen und wäre am liebsten sofort nach Hause gegangen. Das ist in einer solchen Situation auch gar keine schlechte Idee, sofern die Arbeitszeitregelung dies zulässt. Dies war leider nicht der Fall, die Kernarbeitszeit ging bis 16:30 Uhr. Andrea musste also noch bis zum offiziellen Feierabend bleiben. Warum? Sie soll entlassen werden. Da ihr ein Aufhebungsvertrag angeboten wurde, kann sie davon ausgehen, dass es keinen stichhaltigen Grund für diese Entlassung gibt. Einen solchen Grund auf den letzten Metern zu liefern, indem sie das Büro während der Arbeitszeit verlässt  keine gute Idee. Niemand kann sie allerdings davon abhalten, sich am nächsten Tag beim Arzt zu melden und sich für die nächsten Tage krankschreiben zu lassen, um in Ruhe die weitere Vorgehensweise zu durchdenken.

Emotion von Aktion trennen

Die emotionale Reaktion auf eine Entlassung ist nichts anderes als eine Stressreaktion. Während einer solchen Stressreaktion ist die Kapazität unseres präfrontalen Cortex eingeschränkt, das heißt, rationale Entscheidungen fallen uns schwer. Für Andrea bedeutet dies, dass sie sich Unterstützung bei einer Rechtsanwältin sucht. Sie beauftragt sie, in ihrem Interesse mit ihrem Arbeitgeber zu verhandeln. Das hat gleich zwei Vorteile: Die Rechtsanwältin weiß aufgrund ihrer Berufserfahrung, welche Lösungsmöglichkeiten in einer solchen Situation infrage kommen und kann auf die optimale Lösung für Andrea hinwirken. Außerdem ist sie emotional nicht involviert, kann sich also ganz auf die Sache konzentrieren und wird nicht durch Rachegelüste oder aber den Wunsch, den Arbeitgeber doch noch umzustimmen, abgelenkt.

Korrekt bleiben

Apropos Rachegelüste: Keine gute Idee! Weder ist es ratsam, bei den Kolleg*innen über Chefin und Unternehmen herzuziehen, noch sollte Andrea anonym auf Bewertungsplattformen das Unternehmen schlecht machen. So nachvollziehbar diese Fantasien im akuten emotionalen Verletzungszustand sind, so wenig Nutzen bringen sie. Ganz im Gegenteil weiß man nie, was die Zukunft bringen wird  je weniger Glas zerschlagen werden muss, desto besser.

Chancen erkennen

Vielleicht hat die Situation ja auch etwas Gutes? Diese Frage ruft bei Andrea zunächst einmal Unverständnis hervor. Was, bitte, soll an ihrer Situation gut sein? Trotzdem kommt sie ins Nachdenken. Seit längerem überlegt sie, eine ganz bestimmte Fortbildung zu machen. Außerdem hatte sie zusammen mit einer Bekannten schon häufiger darüber nachgedacht, nebenberuflich einen Online-Shop zu betreiben. Beides scheiterte bisher an fehlender Zeit. 

Das Gute mitnehmen

Seitdem Andrea ihren Blick in die Zukunft richtet, geht es ihr viel besser. Trotzdem ist es wichtig, die letzten Jahre im Unternehmen nicht komplett zu verteufeln. Es gab dort auch gute Zeiten, nette Kolleg*innen und wichtige Erfolge. Außerdem hat sie durch die Zeit dort eine Menge gelernt. Diese positiven Erfahrungen will sie sich erhalten. 

 

Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht, oder sind Sie vielleicht gerade in einer solchen Situation? Denken Sie daran: Die Gründe für eine Entlassung sind so vielfältig wie es Unternehmen gibt. Nach Ursachen zu wühlen bringt Sie in den seltensten Fällen persönlich weiter. Konzentrieren Sie sich auf sich, auf Ihre Stärken und auf Ihre Zukunft. Powerhouse Coaching unterstützt Sie genau dabei!

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